Usse! Gemeinsam nach draussen
Konzept
Ich war noch nicht verheiratet, als ich von meiner zukünftigen Frau zur Geburtstagsfeier ihrer damals noch lebenden Urgrossmutter eingeladen wurde (trotzdem habe ich Sie geheiratet). Es war ihr 90. Geburtstag und entsprechend waren alle Verwandten und Bekannten an dieser Feier eingeladen. Es war ein Sonntag und standesgemäss beginnt ein Sonntag bei 90. Jährigen mit der Messe in der lokalen Kirche. Der Weg zwischen der Kirche und ihrem Haus war nicht lang, aber da in diesem Alter jeder Schritt eine Herausforderung ist, wurde ich von der alten Dame freundlich gebeten sie mitzunehmen. Mein nagelneues Sportcoupé hatte ich diskret hinter der Kirche geparkt um kein Aufsehen zu erregen. Doch natürlich konnte ich die Bitte der alten Dame nicht abschlagen und akzeptierte diesen unter den amüsierten Blicken meiner zukünftigen Frau. Unter dem Blitzlichtgewitter des fotografierenden Handymobs und im Kreis der gesamten Familie stieg das „Uurgrossi“ also in meinen Rennwagen. «Du hast mich in ein Flugzeug gebracht! Lass uns abhauen!» rief sie strahlend.
Natürlich ist sie seit diesem Erlebnis nun schon einige Jahre von uns gegangen – aber diese Anekdote amüsiert uns auch heute noch auf Familientreffen.
Viele alte Menschen in unserer Region werden viel zu oft vergessen oder ihnen wird schlichtweg zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Warum sollten sie nicht auch ebenso viele aussergewöhnliche und lustige Momente in ihrem Alltag erleben dürfen wie junge Menschen? Die JCI Basel hat daher am 25.8.2018 zusammen mit dem Generationenhaus Neubad den ersten generationenübergreifenden Tagesausflug ins Leben gerufen. Dies unter dem Motto:
„UUSE! GEMEINSAM NACH DRAUSSEN“
Den Inhalt des Konzeptes und das Erlebte an diesem ersten Mobilitätstag könnt ihr den nachstehenden Zeilen entnehmen. Grundsätzlich ist der Rahmen des Konzepts nicht starr. Es geht einfach darum, dass Jung und Alt zusammenkommen und gemeinsam etwas unternehmen, respektive Erleben.
Beschreibung des Events
Unser Konzept für den ersten „Uuse“ Tag war allerdings klar. Wir wollten gemeinsam mit älteren Menschen lustige und unvergessliche Momente wie jenen mit meiner Urgrossmutter erleben. Es ging vor allem darum, dass sich die fremden „Grossis und Grosspapis“ mal wieder „mobil“ und „frei“ fühlen dürfen. Geradeso, als würden sie in einem Flugzeug abhauen ans Ende der Welt. Deshalb wollten wir die Menschen aus ihrem gewohnten Heimumfeld herausholen und mit Autos von A nach B bewegen.
Somit haben wir für den Anlass als erstes aussergewöhnliche Fahrzeuge aufgetrieben. Vom Nagelneuen SUV bis hin zum Old- und Jung-Timer, war alles dabei. Selbstverständlich auch eine ganze Menge an Rollatoren und sonstigen Gehhilfen….
Mit der stattlichen Fahrzeugflotte von gut einem Dutzend Fahrzeugen (keines so schön wie mein damaliges Sportcoupé aber egal) ging’s zu den Bewohnern des Generationenhauses Neubad in Basel. In Zusammenarbeit mit den Pflegern des Hauses wurden die Betagten in die für sie jeweils präferierten Fahrzeuge verfrachtet und dann ging die Spritztour los. Ziel war es, dass die älteren Menschen nicht das Gefühl von einer Kaffeefahrt in einem Bus erhalten, bei der ihnen noch der neuste Rollator oder die tollste Rheumadecke aufgeschwatzt wird. Sondern eine ungezwungene Autofahrt die diesen Menschen das Gefühl verleiht, es sei wieder wie früher, als man sonntags mit der schmucken Familienkarrosse einen Ausflug zum nahegelegenen Fluss oder See unternahm. Es war tatsächlich genial feststellen zu dürfen, wie zufrieden und gut diese Idee durch die Senioren aufgenommen wurde. Sich endlich mal wieder in einer schicken Karre durch die Gegend kutschieren lassen und sich dabei frei und mobil fühlen zu dürfen. Dies an der Seite einer charmanten, gesprächsoffenen und höflichen jungen Begleitung (damit sind wir LOM-Mitglieder gemeint). Natürlich war die Ausfahrt für den einen oder anderen von uns auch eine Herausforderung und die Gespräche liefen nicht überall einwandfrei und reibungslos. Aber die Spritztour haben alle heil überstanden, was an sich schon zu einem Award berechtigt…. Unserer Meinung nach zumindest.
Nun aber zurück zum Thema. Die Fahrt hatte natürlich ein Ziel. Die Leute wurden nämlich auf einen Straussenhof (…und nicht ans Ende der Welt) im wunderschönen Baselbiet chauffiert. An besagtem Ort wurden die Gespräche (wenn sie dann eben zustande gekommen sind) bei einem Gläschen Wein oder ein zwei Flaschen Bier mit einer leckeren Grillwurst weiter vertieft. Dazu hat die Eignerin des Hofes die passende „Länderlmusik“ durch die Lautsprecherboxen ihres Straussenlokals trällern lassen. Bei der Mugge kam bei Alt und Jung gleichermassen Partystimmung auf. Weiter zu einem gelungenen Hoffest beigetragen haben die vielen Kinder der LOM Mitglieder welche den älteren Semestern sichtlich Freude bereitet haben. Es wurde somit ein Generationenaustausch bei dem tatsächlich alle Alterskategorien vertreten waren. Die eigens kreierten Salate und Kuchen haben die Grillwurst auf dem Teller würdig unterstützt und nach ein zwei Stündchen des gemütlichem Verweilens, wurden die Betagten mit den schicken Kutschen zurück in ihr Heim gebracht.
Es gab die eine oder andere skurrile Situation an diesem verregneten Samstagnachmittag, aber genau das Ungezwungene und teilweise auch Eigenartige war das wahre Erfolgsrezept diesem ersten „Uuse“ Tag. Jung trifft Alt. Ohne Vorbehalte und ohne grosse Erwartungen. Es ging einfach darum, Generationen zu verbinden und einen schönen Tag miteinander zu verbringen. Ob Preis oder nicht (also hoffentlich Preis)…. wir finden das Projekt spitze und werden es in unser Pflichtprogramm aufnehmen und weiter ausbauen. Wer weiss, vielleicht freuen wir uns beim 50 Jahrjubiläum des Anlasses, dass uns ein JCI Roboter der LOM Basel aus unserem vollautomatisierten Wohnheim entführt und mit uns in einer Rakete tatsächlich ans Ende der Welt fliegt…